VfB Suhl vs Potsdam – Nachlese
Autor: Joschik, Mittwoch, 30. November 2016Was bleibt vom Bundesligaspiel gegen den SC Potsdam am vergangenen Samstag?
Vor allem sportlich erst einmal ein Punkt, der sich irgendwann noch als sehr wichtig herausstellen könnte…
Aber zunächst zu den Rahmenbedingungen. Zum ersten präsentierte sich eine trotz aller Veranstaltungskonkurrenz im Umfeld doch recht gut gefüllte Wolfsgrube. Mancher ansonsten Volleyballinteressierte musste sicher als Begleitung zum ARD-Quotenhit „Adventsfest der 100.000 Lichter“ ins Suhler CCS. Auch sonst gab es an diesem Abend eine Menge von hochinteressanten Veranstaltungen im Südthüringer Raum.
Zum zweiten herrschte eine bombastische Stimmung in der Halle. Selten sah man die Zuschauer auch auf der Haupttribüne so oft und so lange stehen… Das wurde auch außerhalb in Volleyball-Deutschland wahrgenommen (siehe nebenstehendes Bild). Und zum dritten zeigte sich ein Team von Han Abbing, dass sich trotz wackligem Start und kurz vor dem Abgrund stehend (sprich der 0:3 Niederlage) niemals aufgab, was letztlich entscheidend für die bereits erwähnte großartige Stimmung auf den Rängen sorgte.
Kurz zusammengefasst – Volleyball „lebt“ wieder in Suhl! Da ist erst einmal der Ärger, das Spiel dann doch verloren zu haben, ziemlich nebensächlich. Ich glaube – jeder der das Spektakel an diesem Wochenende erlebt hat, wird sehr gerne erneut kommen.
Wie sagte Ex-VfB und jetziger National -sowie SSC-Trainer Felix Koslowski im Gespräch: „Ein in vielen Phasen attraktives und rassiges Volleyballspiel mit langen Ralleys, die aber nicht nur durch Hin- und Herspielen, sondern durch harte Angriffe und tolle Abwehraktionen zustande kamen“. Felix war mit den „Suhler Teilen“ seines Staffs zum Spiel gekommen, weil sein Team bereits in Thüringen weilte, um sich auf das Spiel in Erfurt am Sonntag vorzubereiten. Natürlich erfuhr er eine besonders herzliche Begrüßung durch Publikum und viele Freunde und Bekannte. Auch der Trainer aus der Vorsaison, Andreas Renneberg, war da (im Bild ganz links)
Doch nun zur Chronologie des Spiels: In den ersten beiden Sätzen war der VfB nicht stabil genug, um Druck auf Potsdam auszuüben. So konnten die Brandenburgerinnen ihr Spiel gut durchbringen und diese jeweils mit 25:21 für sich entscheiden. Im dritten Satz wogte das Spiel bis zum 18:18 hin und her. Der VfB befand sich jetzt auf Augenhöhe. Und doch folgten drei VfB-Eigenfehler sowie zwei Acosta-Angriffe, die das Ergebnis auf 18:23 stellten. In diesem Moment gab wohl keiner mehr einen Pfifferling für die Suhler Mädels. Aber eingeleitet von einem Lia-Punkt folgte eine erstaunliche Wende des Geschehens. Beth kam zum Service und gab das Aufschlagrecht bis zum Ende des Satzes nicht mehr her! Drei Asse, ein Block gegen Acosta und ein Angriffsfehler von Drpa sowie ein erfolgreicher Angriff von Marrit führten zum viel umjubelten Satzgewinn für den VfB. Da mussten einige bereits angezogene Jacken wieder ausgezogen werden…
Im vierten Satz lag der SC Potsdam nach ausgeglichenem Spiel bei der zweiten technischen Auszeit mit 16:15 in Führung. Doch die sogenannte „Crunchtime“ entschieden die Suhler Girls mit 10:5 für sich und gewannen damit den Satz mit 25:21, was zugleich einen kaum erwarteten Punktgewinn für die Ligatabelle bedeutete. Die Freude darüber hielt wohl etwas zu lange an. Dieser Meinung war übrigens auch Han Abbing, wie er im Gespräch mit mir äußerte. Jedenfalls fehlte am Anfang des Tiebreaks die nötige Spannung um sofort gegenzuhalten. Bis zum 6:11 hielt diese Phase an. Dann kämpfte sich der VfB wieder heran. 12:12, 13:13, dann ein ganz leichter Touche und etwas unglücklicher Angriff über die Mitte, bei dem Vroni geblockt wurde – das Match war nach 2 Stunden und 20 Minuten zu Ende…
Allzu sehr haben sich die Zuschauer nicht geärgert. Sie dankten dem Team mit lang anhaltendem Beifall für die dargebotene Leistung.
Und ließen sich auch die Ehrung für die MVP’s Kathi Holzer sowie Ljubica Kecman nicht entgehen. Mag sein, dass Potsdam nach den schweren Spielen gegen Stuttgart und Schwerin (erst am Mittwoch zuvor im Pokal) im Laufe des Abends etwas abgebaut hat. Aber darüber zu lamentieren ist wohl nicht angebracht. Um ein Spitzenteam in der Liga zu werden – und das wollen sie mit aller Macht – muss man auch solche Belastungen wegstecken können. Zumal das Pokalspiel kein Marathonmatch war…
Ein kleines Quäntchen Glück hat dem VfB am Ende dieses Spiels also gefehlt. Aber alle in der Halle haben gesehen, dass das Team wieder einen Schritt weitergekommen ist. So nahe waren die Mädels in dieser Saison noch nie dran eine Spitzenmannschaft der Liga zu bezwingen. „Step by step“, sagt Han Abbing – einige große Schritte in die richtige Richtung sind schon getan.
Zum Schluss noch alle guten Wünsche für diejenigen Spielerinnen, die in dieser Woche einen Deutschkurs beginnen. Laurianne, Beth, Marrit und Terka wollen sich dieser Herausforderung stellen. Auch ein neuer Aspekt in Suhl. Das gefällt uns…
Nicht unerwähnt bleiben soll die Spende des Fanclubs DYNAMICS für das Suhler Marionettentheater in Höhe von 250 Euro. Die Übergabe des Schecks war ebenso einer der bewegenden Momente an diesem Abend. Die „Volleyballverrückten“ können also auch über den Tellerrand hinausschauen…
Schlagworte: Bundesliga, SC Potsdam, VfB Suhl